Via Smartphone. Echtwirklich. Erst seit etwa zwei Wochen erobere ich mir dieses fremdartig denkende Rechteck, das ich bisher nur zum Telefonieren oder Bücherhören oder Simsen nutzte.
Weil der Laptop spinnt, vor sich hin köchelt und schnaubt, trotz der laufenden Kühlung, und ich ihn deshalb nur selten hochfahre.
So kommt es, dass ich mich mit der Symbolik diverser Seiten befassen muss. Einübe, simpel zu denken und simpel zu fordern und das Simple anzunehmen.
Hatte etliche Male versucht direkt hier reinzutippen und verstand nicht, warum ich nicht einloggen kann. Wollte schon den Support anschreiben, wie man es früher tat – Telefon in die Hand nehmen, “ gutentag, habdaeinestörung“.
Zum Morgenkaffee fiel mir jetzt ein, dass es eine App geben wird. Und siehe da, so simpel ist das. Und es steht auch nicht mehr „Beitrag schreiben“ da, man muss nur das Federsymbol anpusten. Wie auf Twitter, wo ich neuerdings das Denken im 140-Zeichen-Modul einübe.
Mein Alte-Welt-Denken wird allmählich in der Seifenlauge kurzkettiger Befehle vom scheckigen Anspruch der Ausdrücklichkeit klargespült. Nicht ich muss – die App macht es.
Warum dies von einem permanenten, wie frühgreisen Quengeln begleitet wird, vom Kopfschütteln und Bemeckern, statt Nicken und Bemerken, will ich noch eruieren.
Bin nämlich gar nicht sicher, dass man nur verarmt, wenn man versucht die Rhythmik der Algorithmen nachzuklopfen. Es ist, als lernte man eine „alte“ Schrift an einem eckigen, flimmerigen Stein von Rosette. Vermutlich sogar simpler. Nur der Impetus des Doityourself, das evolutionär erstarkte Gen des Machers, Entwerfers, will sich nicht so einfach am Appaltar niederwerfen.
Wer aber die Macht hat, ist klar. Nein, nicht das Gerät, bitte nicht noch eine Salve aus dem klapprigen Kolonistengewehr.
Die, auf deren Bedarf hin die Apps zugeschnitten werden, haben die Macht.
Weigere ich mich zu begreifen und zu handhaben, verorte ich mich bewusst selbst an den Rand der befingerbaren Zeichenpolis. Ich verzichte auf das neue Recht, jederzeit, überall, egalwas zu äußern, auf das Recht des Klickens.
Würden wir nun im Nachhinein darin beschnitten werden, zeigte sich erst der Reichtum dieser Freiheit, den ich bislang noch mit Sauertraubenschnauben von mir fernhielt. Müsste man, zum Beispiel, für bislang kostenlose Dienste plötzlich zahlen, regte es auch die auf, die sie nicht hatten nutzen wollen.
Jetzt will ich für heute noch eine Fortbildung in # machen. Auf Twitter geht wenig ohne #. Alles ist #bar.
Taggen habe ich hier schon nicht betrieben. Aber ich verstehe, die Raute ist ein Kettenglied. Tausend lose Murmeln oder gar kostbare Perlen sind im Datenozean verloren, hängen sie nicht am Rautenflechtwerk einer Angelschnur.
Wohlan, uns allen einen robusten, sonnigen #!
Ein kleines feines Büchlein von vor 100 Jahren: E. M. Forster, Die Maschine steht still, Hoffman und Campe, 2016.
An einem Nachmittag zu lesen, nachhaltig nachdenklich machend.