Sturmhoch

Erlesene Seiden kühlender Blüte
schmeicheln in hellen Wellen der Haut.
Von den verborgenen Vögeln kein Laut,
und auf den Straßen fliegen die Hüte.

Verliebte Halme bejubeln den Wind,
Welkes zischt eilig ins weitere Rauschen,
duftendem Wehen weicht neigendes Lauschen,
und im Garten wartet ein staunendes Kind.

Gongtief das Spannen gewölbter Grenzen,
schwingendes Blattmeer am tönenden Ast,
wiegendes Halten nach flatternder Hast,
nach reigenden, wirbelnden Tänzen.

Das Meer ist nah, das Branden,
es ufert an meinern Lungen,
leckt mich mit salzenen Zungen,
übt spielend das luftige Landen.

mm

login

neinnein, ich melde mich da nicht an. nicht noch ein nick, noch eine mail, noch ein konto. hab neulich erst eine handvoll benutzernamen in den äther gesprengt, noppenfolie-, staubsaugerbeutel-, wollene, beschuhte, bekleidete identitäten.

würde ich jeden morgen alle meine online- avatare real begrüßen wollen, die pfleger hätten mühe mir das frühstück einzuflößen.
ich geh in résistance. ein tag ohne benicken.
diese aspiration von daten, das unverdrossene aufsaugen cookiehungriger welse in den gigantischen datenaquarien, das zwar stumm und höflich sich gibt, und doch meinen schirm mit unsichtbarer tinte vollkleckert, das ist heute mal kurz abgestellt. ich weiß, lang hält es nicht an, in einer stunde spätestens hole ich mir ein paar neue googleberingte viruskleine datenwarzen, aber eben will ich fromm sein. rein, vestalisch, kastalisch … unbeschrieben. nur für ein paar takte.

unbeschrieben … ein putziges wort.
jedes mal, wenn ich ein reales blatt papier hervorhole, um darauf den hergang eines tuns etwa zu skizzieren, eine mind-map hervorzumalen, gluckst in mir ein kleiner schauer auf: ich trage verantwortung für jeden bleistiftstrich. auch wenn ich durchstreichen und reißen kann, das blatt ist einmalig und substanziell, eine ressource. das leben ohne radiergummi.
lass ich das weißblatt im netz aufglimmen, ist es zwar auch ein klein wenig spannend, so dass sogar der joy die spannung spürt, aber ich kann jederzeit aussteigen, löschen, die seite verlassen. verwerfen. abbrechen, canceln.

hab ich nur einen . auf materie gesetzt, stecke ich in ihr drin. und wenn ich das bepunktete blatt schreddere und verbrenne, es bleibt asche übrig.
lesen im netz ist automatisch schreiben.

mm/ll

wenn

das vierte ist der kalkül selbst.

dann ist das denken das vierte. das denken macht aus den dingen die dinge. das rechnen.

der rechner. der strichzieher.

im sprachgebrauch hat „etwas mit kalkül tun“ einen angeruch. da west was. darin drückt sich wohl aus, dass wir dem rechnen misstrauen, so wie wir absichten misstrauen.  und wie wir dem rechner misstrauen müssten. alles vorgekaute dinge, wir wollten lieber ohne kalkül.

das verrückte ist mir jetzt nur, dass mir erst akut klar wird, dass es ohne berechnung kein denken gibt. ohne eine ur-logik. und da alles fühlen über das denken vermittelt werden muss, sobald es versprachlicht wird, ist dies wohl die kulturelle geste, die uns von der natur erstmals entfernt hat. programmiersprachen sind die

doppelspirale der sprache, ihre helix, ihre transmitter.

an sehr komplexen gefühl-gedanken-komplexen merkt man oft ihre rekursivität. wenn man sich beim beobachten des beobachtens erwischt. wie man sich selbst fußnoten setzt, angemerkte fähnchen auf die landkarte der welt setzt. warum ich jetzt etwa parallel denke, hier dürfe man nie weltkarte sagen, das macht den feineren zwirn am wortgewebe. der konsens über die färbung der gedanken. der, wenn er unvermittelt erlebt und getauscht werden kann, rückfließend, das hirn mit guthormonen beschwingt und es zur mehrspirale kommt. das pflänzchen seele, das ist mir ja diese gedankenfühle als part und toto, das wächst.

wenn diese konstellation da ist, die man auch „gelungene kommunikation“ nennen muss, seufzt der geist und das herz weitet sich. nein, nicht umgekehrt.

das ist der katalysator für eine weitere kalkül-einheit, und weiteren spiraligen baumkronen, deren axone an weiteren und weiteren …

ein lebensbaum, diese konfiguration, würde man  sie zeichnen.

die gleichung, die baum ergibt.

# Alles in Ordnung, die Dame hat selbst gelöscht. #

*

unter dem baum, am heißen tag,

am tag der schmetterlinge,
wurde ich selbst einer.
eine tat der luft,
einer untat duft.
wir tauschen  noch unsere ringe.

wir tauchen unter die wellenschlinge.
die fische blinzeln uns an,
wir schwimmen lautlos ins reden,
die uhren stehen auf hahn,
und die ziffern sind klinge.

wir betanzen das ginge,
die schritte feiner,
sonst tut sie keiner,
und im fliegen die feder.
im siegen  kein weder.

wir besingen die dinge.
auf dass uns gelinge.

unter dem baum, am heißen tag.
(c) marchmoon

strichpunkt

ich glaube, das vierte ist die kraft, die das dritte ermöglicht. etwas, was den zweiten schritt vor dem ersten voraussetzt.

ich bekam hilfe in einem anderen forum. das vierte ist der kalkül selbst. damit ich kann ich leben.

ne weile.

es erscheint

mitunter vergeblich, der welt eine ordnung aufzustülpen. ihre neigung, sich selbst dauernd neu zu erschaffen ist dem entgegengesetzt.

immer dann, wenn wir denken, wir kommen dahinter, haben uns in den takt eingeschwungen, merken uns die schritte und die choreographie könnten wir halbwegs auswendig nachplappern, wie ein altes gedicht, das wir nicht vergessen wähnen und in versfetzen noch aufklauben können, wartemal, das konnte ich mal, 

immer dann, wenn wir mit solchen dingen aufwarten, wie logik, folgerichtigkeit, wiederkehr des gleichen, den jahreszeiten und tagnächten und nachttagen, unserem wissen, unserer hoffnung oder angst, all die dinge, die prospektiv sind, das geheimnis gelüftet zu haben vermeinen, immer dann

setzt sich etwas durch, was unverhofft, unglaublich, undenkbar ist. das mysterium des lebens, eine nicht erwartbare zeugung, oder enthüllung, oder das anlandspülen eines längst historisierten strandguts aus der vormillenaren zeit der seele.

wir überraschen uns selbst. gedeihen, wo wir sterben müßten, und sterben, mitten im leben. befruchten, keimen, fruchten, mitten in den uferlosen wüsten, setzen die gesetze außer kraft, blühen auf oder welken darnieder, dem anstand, dem anstehenden widersetzt, der strich durch die rechnung.

ganz egal, ob es mit minus oder plus endet, es ist nicht übersehbar, nicht erwartbar, nicht teil der rechnung. der strich ist etwas anderes, und doch das wesen der rechnung selbst. das sein und das nichtsein.
alle unsere gedanken sind rechnungen. berechnungen.
und jeder hat ein ziel, ein ende. man kann die welt nicht zu ende rechnen, nach jeder, noch so endlos erscheinenden gedankenkette , setzt irgendwann der strich oder das IST-zeichen ein. wir fragmentieren, beim kapieren, notgedrungen, ist wohl auch so ein naturgesetz der zellen oder der schwarzen löcher.

nun nehme ich an, ich darf beispielhalber jede rechnung auf das reduzieren, was sie ist, ein muster. also auf die notwendigen orte a, b, c. und die zeichen, mit denen ich rechnen will.

am ende meines kalküls tritt dann dieser strich, oder dieses IST-zeichen auf.

ist der strich nun teil der rechnung, oder genau das andere?
oder ist der strich genau dieses sowohl-als-auch, das nichtausgeschlossene dritte und n-te?
mir scheint, ich brauche für eine synthese aus these und antithese ein viertes, ein inhärentes, das, was die synthese ermöglicht, den katalysator. das, was die hand zum strichziehen bewegt, der moiren entschluss, den faden zu kappen, die beendetheit der zahlenfolge.
ich glaube, das vierte ist die kraft, die das dritte ermöglicht. etwas, was den zweiten schritt vor dem ersten voraussetzt.

mm/ll

lap-land

eine paradoxie am netz ist, dass je mehr info zur verfügung steht, ich desto weniger info aufnehmen kann.
allein schon das beabsichtigte nachflussern des ursprungsthreads, plus günther-monolith, plus wahrscheinlichkeitshieroglyphie, plus eure eingaben, rechtfertigten eine prometheische ankettung an diesen elektronischen felsen. mit einem datenadler, der meine leberzeit pickt.

hab erst jetzt den lem-artikel im eingang * gelesen und dachte mir, hm, ok, wieder einer der großen, die bewusst auf das netz verzichten. ich selbst kenne eine menge, die das tun und so einen konservativen widerwillen gegen den datenfluß entwickelten, dass sie schon staunen, wenn bei mir zuhause der rechner immer an ist. dass das summen stört, gebe ich zu, und ich merke, der raum ändert seine weite, sobald das elektronische rauschen aufhört. wenn es dann aber heißt, oh, ich wüsste gerne, wo x damals in wonoch? wasgenau schrieb, und ich gebe das schnell ein, und muss nicht erst in die staatsbibliothek einchecken, dann passt es auch wieder.
aber dann sagt auch mal einer nee, lassmal, so, als ob ich jetzt beim herdrehen des laps so viel mühe investieren müßte, wie beim bierkasten aus dem keller holen. nee, lass mal. also nee, lass mal, das nervt mich. weil es im grunde nicht bedeuten soll, bitte tippe da jetzt nicht rum, während wir zusammen sitzen (das ist ne andere sache), sondern es heißt, ich will es gar nicht wissen.

was lem sagt: das macht mich dann nicht heiß.
nun ist es aber nicht so, dass wir vor wissenshitze ins schwitzen gerieten, wir erdlinge. allein, jedes offene fenster lässt eine tür zugehen, und sind zu viele offen, kommt man kaum mehr vor die tür.

das netz besteht aus datengarn (1) und löchern(o). aus blick und blinzeln. und was, von dem getier, das ich täglich an land ziehe, dann auf meinem teller landet, verspeist und verdaut wird, ist doch wieder nur genau das, was meine leberzeit verkraftet.

und dass die götter den feuerbringer anketteten … ich haute gerne, könnte ich, aus stein einen prometheus, in typischer pose, mit einem laptop auf den knien. ist bestimmt bereits geschehen, ich hab´s nur noch nicht im netz gefunden

mm/ll

* bezieht sich auf

http://www.heise.de/tp/artikel/2/2048/1.html,

in einem anderen forum besprochen

der 80. beitrag, am 9. juli.

das ist das jahr des schmetterlings.

ein schmetterling ist wie eine treibende blüte, eine, die den wind durch den willen ersetzt hat, eine gestaltgewordene blüte. eine menschgewordene, diese insekten sind uns so  ähnlich in ihrer gestalt. also ich empfinde meine arme und beine als flügel, auch nachdem ich schon lange nicht mehr tanze.

ich empfinde mich als schmetterling

und es ist mein jahr.

mein kokon ist weg. uff, einfach weg. die äußere hülle, auf die immer verlass war. war zwar eng, aber immerhin bekannt. irden, umbrafarben, mitunter staubig, ausflockend, wie mürbe seide, ein mantel aus wirklichkeit und greifbarkeit. mein kleidungsstück.

der ist unterwegs abgeblieben, ich habe es zuerst gar nicht gemerkt. wie in einem reflex, habe ich nach seinen falten gegriffen, um sie um mich zu legen, aber mit jedem tag, wurde die geste enger und der mantel dünner und er umschloss immer weniger von mir. darunter waren meine flügel, von denen ich bis heute nicht weiß, was sie sind. ich merke nur, etwas entscheidendes fühlt sich anders an. etwas bewegtes, vibrirendes, gekoppeltes, als bildeten neue nervenschäfte sich neuen synapsen entgegen und die vormalig stille puppe erwachte zu einem gestus, zu einem bogen, zu einem tanz heran. die fäden der puppe habe ich nur zum teil in der hand, der wind und der wille gehen darin miteinander. es pustet die adern der pusteblume auf, ich weiß nicht, was es ist.

aber ich weiß, woher es kommt.

es kommt vom wind. der hat angefangen. und ich habe mich nicht gegen ihn gestellt, sondern hineingelehnt. und das war gut.

der wind hat den mantelrock aufgemacht, wie ein kecker, himmlischer liebhaber, und dadurch bekamen die flügel die kraft. der innere rotor summte auf, die turbinen sprangen an, an den antennen begann das kitzeln und nun webt es sich sachte und immer noch keck durch die adern meiner flügel. ein einzig nervengeflecht bin ich, ein bündel materie, ein bunter strauß windverliebter blüten. das flirren der welt in uns ist so honiggleich, nährend, so kitzelig, lebendig zu sein ist so formidabel bunt!

was soll man da sonst tun, als schmetterling werden?

es ist unglaublich, es ist unglaublich. aber ich kann es nicht anders sagen: der wind ist die liebe.

die kraft, die von a nach b bewegt. die urinstanz aller motion ist die animation. beseeltheit. der odem.

ist so, nicht  grinsen, ich hab auch mal gegrinst und sogar die augen verdreht, weil ich dachte, das ist sentimentales geschwätz oder blecherne litanei.

aber ich wurde eines besseren belehrt. das bessere trat in mein leben ein, nachdem ich mich mit dem weniger guten befriedet hatte. nachdem ich das maß der resignation begangen  hatte und vorhatte cool zu werden.

mjaou …

und da öffneten sich die tore des himmels und der wind trat heraus. der wind war  die schleppe der liebe, und da hat sie sich dann gezeigt, just als ich, wie orpheus, nur schlauer, gedacht hatte schreiten zu wollen. ohne mich umzudrehen.

da hat das leben mir den mantel aufgeknöpft, mir den dunklen erdpuder vom leib geflufft und mich mit einem wirbel in die welt geschickt.

und da steh ich nun, und muss sagen, ein schmetterling zu sein ist das unglaublich, unglaublich unglaublichste, was einer puppe passieren kann.

vielleicht klingt es vermessen. ich müßte vielleicht sagen,

naja, ich mache ein praktikum als schmetterling, mal sehen, ich übe noch, wir sind ja alle so imperfekt.

das wäre aber kokett. ich bin ein schmetterling, weil ich fliegen kann, ich kann fliegen, weil ich liebe. und ich liebe, weil ich geliebt werde. weiter weiß ich nicht.

und nun frage ich mich, ressourcenorientiert, wie ich bin, ob denn bitte nicht endlich einer mal so einen apparat entwickeln kann, in den leute wie ich, die so eine datenbank haben, sie hochladen, damit sie andere anzapfen können. also ja, klar, universell und so, geht das eh, die quanten tanzen, aber ich meine es jetzt ganz real. liebe aus der batterie. dann würde man die welt heilen und so.

und dann merke ich, mit vielleicht einer spur seufzen, dass es deshalb nicht geht, weil die reaktion der übertragenen kraft im körper des empfängers weiter verarbeitet werden muss. an liebe müssen wir selbst beisteuern, der fährmann über den fluss lässt sich nicht bestechen, wir müssen einen taler in seine hand legen.

das ist der unstand der dinge.

die reanimation.

wasserstoff

in den stimmen sirren die geflechte,
rinden bluten dunkel in die  nächte,
in den gräsern winden sich die rechte,
an den schranken, in die schächte.

ausgezählt, des lebens zeugen.
unbezahlt, die wechselspiele.
ungelenk das junge beugen,
angestaubt der scheibe ziele.

trockne, schrumpfe knospen, weile.
strändevoll  gehäuseleere.
an der ufer schleusenzeile,
keine wasser, keine meere.

doch der erde sonnenneigung,
und der bogen überm regen,
aller laute himmelssteigung,
und des lebens leuchtend legen,

bündeln schaft und binden saft,
wiegen samenreiche kerne,
sprenkeln aufgesprengte kraft,
spindeln weg und beet der sterne.

aus der baren glut im boden,
fließt der regen, regnet fluss.
und das keimende im roden,
ist der humus für den kuss.

ist der humus für den kuss.
(c) lorilike