wir bereden wie welt.

wir bereden oben und unten, links und rechts. wir benennen osten und westen und wissen zu allem was zu sagen.  je mehr, desto besser verstehen wir die welt, so nehmen wir an, also tauschen wir informationen. in-formationen aus silicium und äther. und dabei ist es gänzlich unmöglich irgend etwas davon zu gesicht zu bekommen, wird man nicht ihrer wunder angesichtig.

neulich eines: ich gehe durch den gemächlichen, lauen sommerregen, beschreite die auen der vorstadt, beuge mich über tauschwere halme und tropfende gelbe wiesenblüten, pflücke einen frenetisch oszillierenden gräserstrauch und bin bereit, irgendeinem tier, das daherkomme, die sendung der tageslektion zu übertragen. ich spähe immer nach einem tier, hundkatztaubespatz, egal, eine gestalt, die mir das dasein beibringt.

und ich treffe sie. des weges eine raupe.

bernsteinfarbene reise.

(daswareinhaiku)

ich entdecke sie, quer überm asphalt mit bebeintem tun am werk, und sie ist so adrett und flauschig, dass ich den impuls habe, sie zu streicheln. zwar sagt mir mein wachverstand, dass ich das nicht soll, und meine laut formulierte frage „darf ich dich berühren?“ ist nur verlogene selbstschau, aber ich mache es trotzdem: ich beuge mich hin und meine zeigekuppenspitze tupft an die haare des tieres.

und was passiert? sie zuckt, und bleibt stehen, wie ein erhitzter schrumpfschlauch.

ups, sie bewegt sich nicht, ist angeblich tot.

ich werde nervös und sehe mich um, ob nicht ein ambitionierter radler in prometheischer adlermanier dahersaust, und droht, meine neue freundin zu zerteilen. keiner da, aber raupe ist  erstarrt und hat noch kein grünlicht. und ich frage mich dann, ob ich der welt  meine quasselige anteilnahme und verzogene beanspruchung überhaupt antun darf. ob ich das recht habe, in das schicksal dieses wesens einzugreifen. natürlich nicht, in mein leben greift auch keiner ein,um mich auf dem weg still zu legen, und wenn, dann ist es gott, aber ich bin nicht gott, hilfe, das muss man sich erst echt reinziehen.

ich gehe dahin, leicht verwirrt, und sage noch laut: geh, geh schon,  und hoffe, sie kommt ans andere ende des weges unversehrt an.

und wir haben die ganze welt zerteilt. ich könnte niemals ertragen zu wissen, was wir der erde angetan haben. deshalb höre ich keine nachrichten.

aber

in

einem

anderen

zusammenhang, ne, im selben,

haben wir andernorts über etwas debattiert, da hat einer aus der gruppe, nein, ehrlich, es war nicht irgend einer, der hat erzählt, er habe einen einäugigen fisch im teich.  und das war der anlass, folgendes zu schreiben, was ich hier dezent abgeändert wiedergebe, was den selben sinn hat.

>

irgendwie hat mich das mit dem einäugigen fisch gestern verfolgt. die erste „geste“ war, ihn zu bedauern. junger fisch, schwimmt immer linksherum, das löst bei mir ein
„der arme“ aus, und wenn ich mir zehn mal einhämmere, dass es möglicherweise keinen grund gibt, denn der fisch leidet möglicherweise nicht darunter, weil möglichwerweise sein nervensystem das nicht vorsieht, etc, aber sicher kann man da nicht sein.

dieses reflexartige fischbedauern ist anmaßend und gewissermaßen verlogen, eine natürliche position, die zur pose gerinnt. mich müsste der fisch fragen, wie ich auf die idee komme, über seine welt zu richten, zu prozessieren, wo ich doch keinerlei auch nur kürzestfristiges praktikum in teichbiotopen nachweisen kann. ich müsste dann sagen, pardon, ich habe dich mit den anderen verglichen, die haben zwei augen und schwimmen anders und da sie viele sind, bestimmen sie die norm. und des fisches anwalt müsste ein gewaltiges, geysiriges plädoyer ausblubbern, eins, das von segregativen, kolonialistischen, imperialistischen und faschistischen vorhaltungen trieft und das ganze noch vor den zwinkerfrei in schwarm und glied herumschaukelnden geschworenen. als ich diese vision bis hierher inszeniert hatte, wurde mir schwindelig.

je mehr man liest, und dann, je mehr man redet (oder schreibt), desto mehr wirbel produziert man, und dieser wirbel bekommt sinnstempel, weil wir nicht anders können, dann sieht das wie reflektieren, wie prozessieren aus, am ende sogar wie kultur. im grunde ist es aber nur ein konsens. einer sagt, die anderen sind bereit zu hören, verstehen zu wollen und wieder aufzunehmen. sehr oft werde ich, auch in anderen, als in der teichsituation, von der aufgeblähtheit des menschlichen großhirns verblüfft, und dann bekomme ich lust, noch mehr luft hineinzupumpen, wie eben geschehen.

de jure dürfte ich in dieser fischsache allerhöchstens „yeah, baby“ verlauten, in der dann doch sinnigen hoffnung, dass er mich nicht hört und nicht versteht.

on line

heute, an diesem trüben, fastkalten feuchtetag, da saß ich allein in einem straßencafé, habe einen rasch auskühlenden kaffee getrunken und in einem gebundenen band gelesen. einem mit goldenem lesebändchen. neuerscheinung, im regulären, menschbegehbaren buchladen für papiergeld erstanden. beim kaffee bin ich mir am wenigsten sicher, dass er echt war.

das war eine fast vergessene attitüde. seit geraumer zeit lese ich nur noch bilschirm oder höre meine bücher; für das geld, das das buch heute kostete, kriege ich online zwei bis vier hörbücher aufs handy getröpfelt. aber die sinnliche erfahrung, im fastregen mit übervorsicht das feste druckwerk umzublättern und zu merken, es nimmt mich mit, saugt mich auf, liegt aber auf meinen knien wie ein geliebter, die war das geld wert.

weniger das gelesene war´s, das mich mitnahm. vielmehr das ganze setting. ich habe mich gefühlt wie die raumluftkönigin, der sondersummsespatz, die surresirrlibelle. frei, existent und beseelt.

es ist mein letzter sommer in

dieser wohnung.

an keinem ort der welt habe ich mich je so gut, ganz, glücklich gefühlt, wie hier. hier habe ich mich buch-stäblich gebildet, aus teilen und aus worten. hier bin ich geboren, gewissermaßen. ich, der jede scholle nur kosmos war.

und es ist die zeit der letzten solchen sonnenuntergänge hier. ich sitze auf dem bett, das gesicht nach westen. hier habe ich gelernt, was westen und was osten ist, welche stille, welche farben, welche schatten es gibt. näher und länger war ich nie an natur dran,  da um diese wände sich alles  gedreht hat, ich war fünf jahre auf reha in dieser behausung. wie im wald, so auf werden.

sie allein werde ich mit sehnsucht erinnern. mein kindheitszimmer war dunkel und hoch, und hoch heißt auch ein wenig unbeheizbar. mich wärmt keine vergangenheit, aber in dieser wohnung hier, in der ich sicher auch oft fror, hat mein gewebe eine warme decke gewebt. hier bin ich auch frau geworden.

ich lasse mir den sonnenuntergang um die wimpern schmeicheln. es ist punktgenau 21.09 uhr, und jetzt schon nicht mehr. hier steht die zeit auch nicht still, aber dafür macht sie musik. die sonne ist noch da, rund, etwas unterm hügelkamm verborgen, aber sie entzündet noch die wolken. die feuer der erde habe ich hier zum ersten mal gesehen. diese abende waren mein balsam, in ihnen vibrierte sonor und wiegend die luft der freiheit. nur vogelgezwitscher zu hören und das schaukeln des windes in die zellen hereinzulassen, eine chance, für die ich dankbar bin.

und wieder einmal, die unendliche gnade, hier in ruhe tippen zu dürfen, während andernorts ungleichheit und zwist über das land fegen; das privileg, in dieser kapsel aus meteoritenstaubiger, kristallener versandung, in diesem raumschiff nach loritanien zu chauffieren, wie in einer ozeanischen limousine aus opalisierenden tanzquallen, drauflos zu segeln, enthoben der unrast der pflichten, nur an den tasten hängend, wie am achsenbaum der welt, am bauchnabel der muttergöttin. hier habe ich meine menschlichkeit ausgelotet, eine glockenzunge unter dem messingschirm eines eisernen, schmelzenden feuerweibes,  geschnürt um den leib, faltenreich um die hüfte. und hier

meint ja eine spanne zeit. also könnte ich auch die zeit loben, ist sie doch das einzige, was wir zu erkennen vermeinen. ich könnte sagen, die letzten fünf jahre waren soundso. aber ich sage „hier“, weil erstens hier tatsächlich ein refugium war und eine auszeit, und auch weil hier das einzige ist, was dauerhafter ist als jetzt.

an meiner wohnzimmertür klebt ein weißblatt, da steht drauf

wer diese wohnung betritt, möge mit gutem gesegnet sein.

ich habe es mal hingehängt vor einem urlaub, da dachte ich: ist es mein mann, der zum blumengießen kommt, der freut sich. ist es ein dieb, der freut sich auch, sofern er denken kann. seitdem hängt der spruch da, so wie auch der in der küche hängt, den ich bereits einmal mindestens umziehen ließ: das leid ist so lange nötig, bis es nicht mehr nötig ist.

mittlerweile ging die sonne unter, der rest des himmels schweigt als graublaue neige im haubenglas der antrinkenden nacht. so langsam wie der abend im sommer gerinnt, so samtig auch seine dahin tröpfelnde schleppe. die sekunden blähen sich auf, nehmen anlauf, putzen sich heraus, eh sie mit dem übermut der gewinner nach punktzahl sich in die dunkelfluten senken. die anrauschende zeit ist so still, dass die amsel auf dem dach ungestört ihr abendwerben lossenden kann, allenfalls ein hund weiter anderswo wird ihren anfragen ein weißnicht rüberbellen.

hach. einundzwanzig  sechsundvierzig und immernochhell.  wär´s nicht bewölkt, es wär` noch heller. das ist derart beglückend, derart kitzelnd und schaukelnd, dass ich weiß, mein glück gehört in der form mir allein, es ist von solcher art, dass ich mich in den himmel würfe, um ihn zu liebkosen wie einst gaia den uranos. die kraft des sommers ist delphische heilung im schlangenformat, nachtumwunden, taghell, im gütigen wechsel, kaum ein erdling wird sich dieser widersetzen können. und tut er es, ist es kaum klug.

vermutlich klingt das sentimental und ich mag keine sentimentalen reden. vermutlich kommen noch welche hinzu, wie es einem abschied gebührt. aber ich weiß jetzt, warum ich schreibe.

ich schreibe, weil die erde sich dreht.

für anne

schatz, du hast neulich gesagt, „wer so ist,  ist immer auf der bühne“.

ich habe dabei herzgehorcht.

in mir, die ja keine künstlerin bin, aber mit solchen harmoniere, ist ganz sicher eine info darüber eingespeichert, was das mit der bühne ist. es ist die gewissheit, dass jeder schritt unseres lebens ein rampenschritt ist. dass immer das licht arbeitet, die rolle eingeseelt werden muss, damit sie glänzt, wie  ein ausgelutschter kirschkern. dass es ein catwalk ist, auf dem die seele im außen ihre innere leiter auf heels emportatzelt.

ihr, die ihr an der rampe steht, oder an der reling, ihr übt uns vor, wie sturm sein kann. was du erzählt hast, wie es ist, durch nebel zu waten, das habe ich physisch nachempfunden, in meinen knochen. und wenn meine knochen nicht fürs getippe verantworten, wer sonst.

kunst ist einübung von realität.

seltsam,

der heutige beitrag rangiert hinter jenem vom  3.6.,  über jobs. wie kommt das wohl? kleine zeitverwirbelung? lesebrillenfreies fehlbetippen, fehlberühren? bestreikter serverservice, betriebsratsitzung administrativer stratosphären?

wenn es so einfach ist, den zeitfluß zu entbetten, sich zwischen zwei kalenderblätter einzuhacken und parallelphrasen zu generieren, sollte nicht wundern, wenn in zukunft geschichtsschreibung was katzig schrödingerianes erhält und dem hinsehen mehr gehorcht als dem hinschreiben.

andererseits auch wurscht. diese rücklineare blogfolgerichtigkeit ist ohnehin beliebig. sie nimmt an, der leser verfolgt bei fuß, wie man redefluß verfolgt. einerseits sind die blätter gebunden, um motion picture zu suggerieren, andererseits auch lose genug, um wie konfetti wurfträglich aufgepickt zu werden, fingerfood.

mal sehen, wo das hier nun landet.

*************************

erledigt, der zeitfluß ist wieder hergestellt. ich hatte versehentlich den jobs-beitrag mit einem „auf Startseite behalten“-klick ver…sehen. dennoch belasse ich das so. offenbar ist es das hin-sehen, jetzt und sonstwann, das eine story werden läßt eine aussage auf der startseite zu belassen entspricht einer art egomanie, einer idee fixe oder einer dementiellen alteration. tsts.

aus dem verbandskästchen geplaudert.

gestern früh fiel  ich zuhause hin, indem ich eine treppenstufe nur zur hälfte belegte, und prellte mir die hand und den unterarm. im krankenhaus fand man keine fraktur, empfahl mich keinem skalpellartisten und schritt zu einem tröstungsversuch, über dessen geltungsbereich ich hier kurz berichten will.

man bestrumpfte den arm, legte eine doppellage feuchte gipsstreifen auf die streckerseite, umwickelte dies gebilde mit etwas, das nach polystyrolband sich anfühlt, das wurde dann mit baumwollgaze verstärkt und fertigwardaswerk.

soweit, so gut. wie erwartet, dauerte es nur drei stunden, bis der arm und die hand unter dem kunststoffverband und bei guten dreißig celsiusgrad begannen wie unter hefebeimengung anzuschwellen, und wie über herdfeuer zu versteifen. hatte ich ein eindicken unmittelbar nach dem sturz mittels sofortkühlung vermieden, war nun abzusehen, wie der verband bis zum abend mindesthalbe vitalfunktionen meiner pfote einschränken wird.

also nahm ich links die schere in die hand und entzweite behutsam das gebillde. tauchte die rechte in einen eimer kaltwasser, bis zum zwölften wonneseufzer etwa, rieb großzügig heparin ein und dehnte alles dehnbare daran. ellenbogen streckend, schulter kreisend, arm in den himmel reckend. flanke öffnend, finger klimpernd. und wieder rein ins wonnebecken. das einige male, dann

wusch ich das übrige heparin ab, tapte mit kinesiotape unter halbem zug, das ist gefühlssache …, der länge nach vom handballen zum ellenbogen. einige bahnen noch in den diagonalen vertärkend, die mir das abfragen des gewebes darunter empfahl. darüber dann gazestreifen. und ab in den eimer. kalter, leichter druck.

nasskalter, leichter druck ist das, was man unter kompresse versteht. das war früher gang und gäbe, zumindest im fall der prellung. und es zeitigte auch erfolg, der arm beruhigte sich wieder und nahm maße an, die man vollschlank nennen könnte.

was ich sagen will: die idee, im hochsommer eine bereits ultragestresste gewebeeinheit, befüllt mit gezerrten bändern, gedehnten sehnen, gerissenen gefäßen und angerauhten knochenhäuten …

unter plastischer plastikbeengung zum aufgaren zu bringen, weil MAN DAS SO TUT,

hat mich nicht durch effizienz oder erfolg überzeugt.

deshalb hier tatsächlich ein novum meinerseits, ein veritabler, ernstgemeinter internetratschlag:

bei stauchung, prellung, zerrung – dauerkalte feuchtkompressen. das zieht wärme und wasser heraus und beschwichtigt die wütenden synapsen.

alles klar?

leider eins noch: ruhe, satte ruhe. deshalb auch hier pausen.

frohes schaffen!

irre, oder,

steve jobs'(s) kleines goldstück, mein käferchen, das im grunde immer wieder erstaunt mit seiner zuverlässigkeit, immunität und eleganz, die softe ware, die da angeschnurrt kommt, die ich liebe, ich steh übrigens auf jobs, aber erst seit ich ashton kutcher’s darstellung sah,  also dieses kleine, knusprige meisterwerk ist

nicht imstande, meine b u c h s t a b e n  hier zu vergrößern oder kleiner zu machen. isnich. des zauberkaters erste meisterleistung, den löwen in eine maus zu verwandeln, ist nicht in dem ding vorgesehen. ich muss, oder aber ich bin echt auf der leitung, taaaatsächlich fonts aus dem netz runterladen. geht supidupi, aber dann, und dann doch wieder applaus, blendet mama jobs ein, gäbe man vollständig grünlicht für die fonts, hätte das programm zugriff auf zahlenwerk im tresor, also auch auf die kontonummer.

ich muss also weiter forschen. macht nix, ich lerne ja dazu, mach ich vielleicht gerne, aber wie kommt das? was steckt dahinter, dass das nicht in genu möglich ist. in genu klingt übrigens bissl wie „im knie“, als flexion, physikalisch.  mobilität, junktur, joint. steve hätte daran denken müssen, oder?

ist gut. wenn einer weiß, wie das geht, kann er das bitte weiterreichen.

vielleicht sollte ich über den kater referieren. er ist meine zentrale tiergestalt aus der kindheit, bevor alice‘ (s) weißes kaninchen pubertätshalber konterkarierte. oder konkurrierte.

vielleicht ist es auch so, dass den beiden plots eins gemein ist, sie sprechen über eine tiefe, anwendbare, also applicable weisheit, pur zum kostenlosen downloaden. während der kaninchenductus metapoetisch very amused daherkommt  …, tut es der katermodus auch. und beide lassen totemische, emblematische, anwendbare bilder zurück. wobei in alice die personen aufgefächert, und im stiefelkater auf ein paar protagonisten runtergesiedet werden. alice ist monarchisch, der müllerssohn waldrural. oder sagt man  silvestrisch? forestier?

(hab miir FORRESTER: GEFUNDEN gekauft und sehenwill, geht um Salinger).

alice ist architektonisch, der kater dichotomisch.  vexierspiel vs fabel. und beide handeln von der machbarkeit und ihren bedingungen. beide entlarven, den zauber, und helfen stricke stückeln.

wo es um ein  kartenspiel geht, dort geht es auch um den joker. und der joker ist die parallele realität, den „film“ zu erkennen. wer das kann, ist der held. und wer das kann,  steht in verbindung mit seinem wappentier, seiner gallionsfigur, oder, noch älter, mit seinem totem. claim.

in beiden geschichten siegt der trickreiche verstand, der trickster, der narr, der kobold. der witz.

den bösen zauberer, den herrn der ängste, erst zu feiern indem man ihn bittet, sich aufzublähen zum löwen, ihn zu dressieren auf zucker, um ihn dann damit ins nichts zu stürzen, wenn das nicht höchste therapie ist!

eine perfekte anleitung zum umgang mit angst. ich habe in einer anderen, sogenannt seriösen arbeit, mal darüber kontextgebunden geschrieben. will sagen, das thema liegt mir.

genau wie das auffliegen der spielkarten unter alice‘ erwachtem auge – lupenreine kurztherapie. zu kurz für fans der sache,

man muss sich entscheiden. auch davon reden die beiden stories. sich entscheiden, mitzugehen. alice dem kaninchen zu folgen, der müllerssohn der stiefeltatze zu vertrauen, deukalion seinem traume.

der held muss sich in die legende einweben, einwählen, er muss den code knacken oder anwenden eben, nur so startet die software, die das erzählte generiert. jeder plot hat seine ur-sache, und das ist die wahl.

die wahl ist das uneheliche kind der freiheit. dabei schlief die freiheit mit der gegenwart. die neurobiologie  sagt, das ES  entscheidet, eh  ICH es mitbekommt. mag sein, dass wir in allen dingen vorbestimmt sind. im augenblick der wahl wird  alles, was wir lernten, alle prägungen, alles vergangene gegenwart und verdichtet sich zum ich. das ego ist gegenstand gewordene wahl.

ich würde als erstes fragen, was des einzelnen totemtier ist. das märchen, das tradierte bildgut, ist ein unerhörter heilbronn der ichwerdung.  und das zu allen zeiten, auch als manga oder rechnerspiel, völlig ununterschieden in der mache, es geht nur um bildmaterial.

abermalwasanderes: sind die langen abende nicht herrlich? volle power, volles grün!?

im nächsten leben werde ich floristin. in flortanien.

kleine anmerkung,

das war bullshit: das mit den granatäpfeln. genau das kann man mit dem jetzt machen, möglicherweise sogar n u  r  das: nicht preisgünstig, sondern gänzlich kostenfrei reinbeißen. nicht zwischen etwas, selbst wenn es lachend reif ist, sondern genau hinein. und wenn man es trilliardenhaft oft tut, ist es immer zum ersten mal.

tja, so ein fehlgedanke kann passieren.

noch drei wochen

bis zur wende. der sonne. noch drei wochen des wachsens.

jedes jahr werden meine archoneuronen, oder wie die antennen für naturvorgänge heißen mögen, wachsam und empfangsbereit wie kleine tierkinder. es ist das nahende yin, während das anschwellende yang noch farbenreich und saftsatt anflutet. ich spüre, wohl weil ich sehe, wie die noch angeknabberte, noch unterworfene nacht, die man beinahe auszählen wollte, bereits ihre titanischen kräfte remobilisiert. ein samenkorn in uns weiß das, dass es nie bleibt, wie es eben ist, und dass es – in diesem fall sicher via erfahrung, egalwelche – ganz sicher wieder abwärts geht. nein, tut mir leid, ich bekomme die gleichbewertung von winter und sommer nicht hin, bei allen ernsthaften mühen mir gleichmut und gesamtschau anzueignen. ich liebe warm und hell, und kalt und dunkel macht mich krank. sobald ich das zu ändern vermag bin ich entweder vollendete priesterin im tempitempel oder in einer anderen welt.

ich fürchte diese sommerwende, wie ich die winterliche liebe; ist mir letztere gnade und erbarmen und verheißung, so ist mir diese der keim des einfaltens, des kürzens, schmälerns, einnachtens, des yin eben. der berg, um im bild der alten chinesen zu bleiben, beginnt seine schatten zu werfen. und an den wendepunkten offenbart sich das ankeimen des gegensatzes am schreiendsten. also mich betäubt es hin und an. wertfrei kann ich da nicht bleiben, wenn ich auch das tue, was die ahnen auch immer taten, ich imaginiere himmelhohe geistwesenheiten, titanen und chtonische kräfte, deren ewiger kampf um die vorherrschaft am erdhimmel in reigen und kreisen und spiralen sich vollzieht. das ist beruhigender, für mich, als an erdachsen und planetarische systemimmanenzen zu denken, die astronomie ist mir da wurscht und kaum hilfreich, es sei denn, sie bestünde aus dem einen satz: „auch das geht vorbei“.

muskulöse, in vulkanischen rüstungen entfesselte mannsbilder und  wehendhaar einstürmende wunderweiber mit ährenkranz, deren wüten, röhren, jaulen und aufbäumen unsere welt hier unten gestalten, die sind mir lieber. nicht erklärungshalber, nur bildhalber. die erdachse ist mir schnuppe, ich riete ihr, sich ein wenig mehr zugunsten der hiesigen zu neigen (über das h i e r muss unbedingt noch geschwafelt werden), aber sie würde mich verlachen. es ist das, was in AVATAR  ausgesagt wird, die natur ist nicht parteisch. die erde ist rund, daher wird immer auf der einen seite dies und der anderen das sein, und wer das nicht hinnimmt, kann sich auf die reise machen, dem sommer etwa hinterher, wie gilgamesch dem lebenskraut.  das macht alles sinn, weil es komplett unsinnig ist, und daher der geworfenheit in dieser welt mit dem protestimpetus des urmenschen begegnet, statt mit der rationalisierten seufzbeklickung moderner kaffeeautomatenweicheier.

ja. aber genug der vorschau, nächste und dauerlektion ist „leben im jetzt“. trallala, wenn nicht damit, womit sonst machen die lebenshilfekritzler (bitte das r hinzulesen) ihre kohle, ganze buchregalle voller lebenimjetzt, genug, um ein paar jahre das leben vor lesens ganz zu ignorieren. gennnau, jetzt. jetzt. jetzt.

angenommen, man schriebe ein ganzes buch nur mit dem wort  j e t z t  voll, wie dick müsste das buch sein, damit hinter der letzten seite nicht doch die kuchenkuvertüre  zuklappt und das jetzt zum                     d a m a l s  wird? keiner kommt hier lebend raus, aus dem nichtjetzt., und das ist jetzt kein sprachjoke. und ein joker auch nicht, man kann aber natürlich so tun, als ob, und sich im ärmel von den schweißgeweichten  rändern dieser einen einzigen fluchtkarte kitzeln lassen, ohne oder mit r.

ist ja was anderes als ein flugticket.

doch wieder zurück, beim schopfe muss ich mich reißen, zurück zum zeitpunkt „drei wochen noch bis“;     und schon ist der punkt wieder linie. da lachen die olympier laut.

was sündhaft allerdings an meinen gedanken hier ist,  dass ich nicht das komplette anufern abwarte;       man feiere die feste, wie sie fallen, und bitte nicht j e t z t  schon mit jammern loslegen, mein kluges elschen (els -chen, nicht etwa eselchen ). ich dürfte diesen text erst am 23 juni posten. dass ich ihn jetzt schon abschieße ist, auf langsicht der planetarischen vorgänge gesehen, sündhaft. kultur. und untergang.

zackzack, wieder ein stehsätzchen produziert, das jederzeit von der realität niedergeknüppelt werden kann und von den schwärmerischen nymphen meines morgendlichen redeflusses bacchantisch angesäuselt einhertorkelt.

ist aber klar, was ich meine, oder? : jedes vorausschauen, jede systemerkenntnis und  jede entwurfbildung ermöglichen kultur und reißen aus dem jetzt heraus. (ich habe manchmal den verdacht, ich täte gut daran, ab und an an meine leser zu denken. es ist nur so, beobachtung also und wie jetzt, beobachtung zweiten -luhmanschen – grades, sind exegetischer natur, sie kommen nicht immer zu wort, während die urknäblein der wortmutter sich mit goldsand am ozeanufer jubellaut bewerfen). alles klar, nech.

so, also keim des yin, mitten im yang. genau in der ultragigasowasvonmitte des sommeryangs das körnchen yin. und weil es mehr als nur ein punkt ist (den punkt gibt es ja nicht, wie soll ein punkt gehen, es ist immer ein körnchen, klümpchen, kleckschen, es sei denn ein quantisch geschulter physiker erklärt mir das anders), weil es eben mehr als ein punkt  ist, darf ich auch bisschen eher mit dem jetzt anfangen, damit ich das krümelchen auch bis eintritt des j e t z t  ordentlich scharfkonturiert hinbekomme. deshalb arbeiten die  alten chinesen mit tusche und feder, weil diese yinyanggeschichte gar nicht scharf genug konturiert werden kann, handelt sie doch genau von der diffusion der zustände. ineinander. dem wechsel, den waaaaaaaaandddddddlungen.  genau, i m m e r , ist, pardon wenn ich das mal so schroff sagen muss,

n i e  j e t z t ,  jetzt ist ein modell, einerseits, rein gedanklich, und vielleicht auch die illuminativ uferlose seinhaftigkeit, das mysterium, das reismahl der mystiker, jedenfalls nix was man preisgünstig beim türken um die ecke zwischen drei reifen granatäpfeln ausheben kann.

jetzt (!) kommt hinzu, dass dieser vormalige winter kein echter winter war, es war nur eine kältephase, also statt der ordentlich ausgepinselten yinhälfte ein breiartig sich schlingernder dauerkalter unterfrost. das ging dann kommalos in sowas  wie lenzpotenz über, aber echt ne sehr hohe potenz, also LM.irgendwas, da sich das kaum in der welt ausdrücken konnte und man im april noch durch kaum angegrünte wälder schritt, als wären die baumsäfte unten eingedickt. aus mangel an beweisen.

als nämlich ( wo kein jetzt, wo dann ein als??)  die tagundnachtgleiche zum appell antrat, war das vor wacheschieben paralysierte regiment noch beinlos immobil und generiert bis heute zwar grünsatt und blütenbunt, aber sehr spärlich nur soooooooMMMMMMMeeeeer.

(unter uns, das ist hier nur die altdämliche gartenzaunrede vom „ich glaube, dies jahr fällt der sommer aus“, für die ich gewöhnlich meine redepartner mit einem kinnhaken versehen möchte. deshalb habe ich das so dick bemäntelt in phrasenhülsen, damit ihr nicht gleich mit einer keule gegen den bildschirm antretet.)

es fällt nix aus, nur die ruhe. es ist nur anders. die chinesen haben ja fünf jahreszeiten, nebst den bekannten noch den spätsommer. im grunde, so scheint mir, haben sie recht, ist doch der spätsommer die echte reifephase, die zeit der erdreichsten schattenwürfe, der indigofarbenen dämmerungen und der fruchtfleischrosaroten enthüllungen, die dem erdschoß schmeichelhafteste jahrestracht. sie gehört daher dem element erde an, so wie der sommer (nur sommer) dem feuer angehört, der winter dem wasser, der herbst dem metall und der lenz dem holz. für mich macht das sinn, sinnlichstsinn, ordnen sie doch, die chinesen, auch geschmäcker und farben hinzu, die talentierten synästhetiker, so dass man, wie ich finde, durchaus beschlürfen kann, warum der scharfe herbst metallisch schmeckt, das frühjahrsholz sauer und die sommerglut süß. nur haben die chinesen keinen spätwinter, der dem spätsommer die macht streitig machte, obwohl man den spätwinter, allemal hier, sattsalzgurgeln kann. spätwinter ist, wenn man ende mai noch einen schal braucht, abends, und wenn die seiende nachtlänge schon morgens vom zauderhaften hamletianischen „oder nichtsein?“ unter die wolkendecke gefegt wird. dauerhafte, feuchte kühle, wenn das nicht nibelungisch ist, heiß ich brunhild und fresse einen nordgermanischen götterknaben mit haupthaar und tarnkappe auf.

mondieu, schon wieder so spät. und die finger machen immer noch liebe mit den tasten, schreiben ist so gehaltvoll erotisch, da will man kaum aus dem tastenbett heraus.

deshalb sagt man, man „klopfe sich auf die finger“, um aufzuhören oder nichtzubeginnen. alter schreiberspruch. diese irren indras und wie die hinduistischen ewigkeitsherren alle heißen, die erde und all und schildkröten und elefanten auf ihren knien schaukeln wie schlafende kätzchen, oder dieser durchgeknallte shiva, der immer tanzen muss, weißgott, der kerl tanzt auf den tasten einer kosmischen schreibmaschine und sein endlosblatt ist eine endlosschleife aus endlosphrasen einer endlosbotschaft zwischen endlosen ,

mein gott, lass für später was übrig!