Ist ein Cineast; ein Kenner. Seine Filme sind Streifen für Labelfähige, für Emblematiker. Er jongliert mit Lebensweltzitaten und zieht puppenhaftend Strippen hinter Märchenkulissen archaischer Amphitheater.
Stets beinahe – unberirrt von den Erynnnien, stabwandern seine Figuren über die wundersamen Reime wie echte Helden: namenlos und ergeben. Die Stories auch: jede Bewölkung durch agile Wechsel und feinsinnigen Schnitt und Schritt paraphrasierend und spiegelnd.
Nicht weil eine bemerkenswerte Crew mitmacht an diesem Monty Python – Enkelkind, bleiben die Figuren einem wie Anverwandte erhalten, sondern weil ihr Kern so fruchtfähig durchscheint; Es könnte sie Werweißwer spielen, ihre Potenz erhalten sie aus der unmittelbaren, aber subtilen, chiffrierten Infoschleife. Die Stars erweisen da nur Reverenz, und wer Anderson auf die Schliche kommt, kann nur darüber grinsen, dass diese schauspielerische Hochliga bei ihm so viel Spaß hat.
Wer dann aber an der Seite von Gene Hackman und Anjelica Huston durch den Park geht und ihrem Dialog lauscht, der weiß sich wiegenweich auf dem Planeten seiner Zeit aufgehoben. Anderson ist Zeitdoktor, er heilt Geistwunden einer bestimmten Epoche und ganz gerne die seiner Kindheit. Die „Royal Tenenbaums“ sind eine Hommage an eine bestimmte Generation, nämlich die seines Geburtsjahres und drumherum. Britisch dem Style nach, metabritisch (deshalb wohl diese Brise von „Leben des Brian“ – Land her), den Zuschauer sowohl fordernd als auch in Ruhe lassend, sowohl identifikatorisch als auch verfremdet. Man kann es sich aussuchen, w i e man die Filme ansieht, es steht frei und aus dem Regiestuhl ist nur Glucksen zu hören. Man hat das Gefühl, der Stab war sich einig.
In den “ …Tauchern“ geht es abgründig nach Coustodia; aberwitzige Effekte schaukeln die Überwasserstory über die Ozeane der Bedeutungen: fischhaft still und unzweideutig; wer aber hinter Unzweideutigkeit die eingewebte Ambivalenz liest, die epochale, der liest richtig, der lacht.
Überhaupt: wunderbare Kulissen und Fotografien! Historisch unzensierte, üppige, frenetische Tableaus, Die Maske muss aufgejubelt haben, als sie sie die Figuren puderte, die Kostüme sind augenzwinkernd funkelnd in ihrer Folgerichtigkeit. Anderson lässt einen nicht darben, er daumenblättert Reinstkino der gestalterischsten Art. In „Grand Budapest Hotel“ bringt er sein Wissen um die Weltverdrahtung bisher aufs Überzeugendste zur Schau: hier vollendet sich vorerst seine Surprize-Mission zum Heimatstern unserer Jugend: er umläuft eine ältere Bahn, eine verblichene, aus dem modernen Sonnensystem ausgefranste, eine mit eleganter Sprachausübung und stahlgewehrlaufhafter Dignität. Eine, die wir nur noch aus Büchern kennen, eine, wie Stefan Zweig sie noch kannte, der das Skript befruchtet haben soll.
Anderson ist ein Biene und er macht Honig. Er wählt seine Modi nach Kriterien aus, die nur Seinesgleichen verstehen, und er verarbeitet seine Pollen zu Heilmitteln. Die über allem thronend aufrechte Heiterkeit adelt jedermanns Drama zu einer philosophischen Komödie und initialisiert grinsend zeitnahe Aktualisierungen fast weggeklickter Software.
Hach, binfanvon.