ist es nicht

augentropfenfällig, wie wir zur zeit anachronistisch daherkommen, mit unserem wilden, übernahen gebaren, unseren blendenden lichtern und unserem filrletanz …? wie wir der natur hohnsprechen, in ihrem innensinken und minimalisieren, in ihrem einfallen in den kern? wie wir schalen und rinden abgrasen, als ob wir nicht merkten, dass es grad´nicht grünt …? unser apotropäisches unterfangen die geister zur stille zu bringen, ernächtigt uns zu lauten, entkörperten dämonenaustreibungen, die auf grund mangelnder alternativen (oder ihrer stiftung) in warenhäusern stattfinden, in kaufhäusern, …, da kaufen wir unterpfand unsere lebenszeit …

naja. wegen der raunächte.

ich feiere sie jedes jahr.  jedes jahr stiller, also lauter mit minuszeichen.

dabei wird mir jährlich bewusster, wie alle stumme, dunkle, rankende gestalt des naturgerüsts, sich nach sosein sehnt. danach, nichts zu sein als das, was sie ist. und wir schmücken wir teufel dagegen an. das mag eine gute sitte sein, aber im nun anflutenden übermaß zunehmend pervers.

alles um uns herum hat längst feierabend. deswegen die hohlklingende rede von der besinnlichkeit. das war einmal. heute rattert das schamanentheater gegen die raunachtgötter an, wie blechrasseln. heute ertragen wir die stille der umgebung nicht mehr.

umso mehr ergötze ich mich aufs immer sattere daran, mich beim annulieren des lichterlohen schleifenprogramms zu erwischen. mich zu beobachten, wie ich den ruhebruchstücken lausche, die mir unterwegs unterpfanden. so viel glühweintassen gibt es gar nicht, wie wir pfand für unsere ware auszahlen.

inmitten aber des jauchzens und drehorgelns wach zu sein, da zu sein, so zu sein,

ist mir weit mehr herausforderung als etwa in einem kloster, in einem retreat. das wäre fügiger, effizienter. aber nicht abzuhauen angesichts der eminenten massenhysterie, und sich dabei klar darüber sein, dass man teil ihrer ist und unteil auch,

stirbt und auferlebt,

das ist mir raunachtraunen. das ist mir göttersprache. der kosmos furzt leise und wohlerzogen über die lautmalerische marketänderei der sapienten homini.

schlaft gut, leser.

schlaft gut, nichtleser.

schlaft gut, nichtbuchstaben.

nichtlaute.

schlaft

gut.

ich bin

011

für drama nicht mehr zu haben.

den puls der zeit nehme ich an ihrem handgelenk auf; das tickern erlaubt mir rein technisch keine versierten, albernen, selbstumrundenden spielchen. mehr. ich bin zu alt – eine wendung, die von echter zeitnot zeugt.

wer gerne um sich kreist, darf es tun.

ich selbst sage mich los vom programm des bedauerns. pünktlich zum chiristenfest entsage ich der heuchelmeuchelei.

zur sonnenwende: seit jahren wachse ich ihr entgegen, jährlich auf meine ringende art. ich werde das holz, aus dem ich bin.

und ein wenig vertrauen in die eigenen kräfte

stünde einem jeden (fast) gut zu gesicht.

leuchtepling!

Attachement

ist nicht nur Anhang, sondern auch Verbundenheit, Geneigtheit, Zuneigung. Das Band da-zwischen, also inter-esse. Ein Supplement oder Akzessorium, wie etwa Rohre zu einem wassergeführten Kaminofen. Auch Arrest bedeutet das Wort, im juristischen Englisch.

Was nun? … jeweils? Eine Frage der Perspektive.

Dies ist ein open window, ein offener Brief an Anyone and Nobody, das, was wir alle sind. Wer sich gesondert angesprochen fühlen soll, weiß es bereits.

Im Laufe der Jahre habe ich eins gelernt: es wirken Allopathie und Homöopathie. Beide. manchmal zugleich, aber sicher auf ihre je eigene Weise. Es ist ungeschickt, Rationalisten den Weisheitszahn  mittels Alraune extrahieren und den Wiesenweisen die Fußwarze mit Wahrheitssätzen verätzen zu wollen.

Die Diskussionen zwischen Rationalisten und Irrationalisten (schade, nichtwahr, dass  >irrational< kein so trockengelegter Dockbegriff ist, man kann ihn nicht wertfrei dechiffrieren) … sind meist fruchtlos. Allemal dann, wenn sie genau davon absehend  breirühren.

Den Umstand, Unüberbrückbarkeit gutzuheißen, erkenne ich als potentielle Atemnot, eine Art Alterserscheinung … da man nicht mehr bereit sein will, steile emotionale Berge zu erhecheln. Der Verzicht auf Kampf und Erprobung kann – kann, muss nicht – ein Vorhof des erwachten Flimmerns sein.

Also der Unruheeinkehr.

Kann aber auch ein kleiner Sarg sein. Man muss sich immer entscheiden, solange man das noch kann.

Also, was mache ich jetzt, wenn ich vor der Aufgabe stehe, der Nicht – Translation der Denkvehikel entweder die Stirn zu bieten, oder aber mich in meinen Seidenkokon aus Spurspiralen einhüllend auf meine innere Atempfeife konzentostentativ einzuschmauchen ?

Wie in Gottes Namen bringt der Mensch es fertig, sich die Welt als Problem stets vorzuwerfen und sich dabei zu loben, wenn er ihr hinterherrennt … was tat sich damals für ein Ungrund auf, als der erste Mensch beschloss der Lösung ein Problem voranzustellen?

Also … war nun das Feuer zuerst da, und durch seine Wärme erst erfuhr Hephaistos` Zeitgenosse von der Kraft des Elements … oder der Mensch war da, und entdeckte das Feuer  am Strand der Ostsee, wo sogar ich mal einen Feuerstein fand. Ja, sogar einen gelochten Hühnergott.

So einfach wäre alles … wüsste  man, wie es sich zuträgt. Man weiß es aber nicht.

Nie und nimmer weiß ich, wer ihr seid.

Die autochtone Weibgöttin, meine, ist indes Madame Langue. Züngchen als Mamsell genannt.

Isch pfläge mit ihrr aine bessondere Fräundschaft.  Im Grunde kitzele ich sie, und sie lacht. Meine gesamte Geistexistenz fußt auf dem Floß der Wörterwogen. Als Zweisprachler habe ich das Ultragigaprivileg  via Herkunft schon zwei zu sein. Ich merke, mit den Jahren, dass dieser Fiaker mich mit knarzender Eleganz über die Kopfsteinpflaster der Jahrhunderte rudert.

Wenn ich mit Mademoiselle spiele, ist es mir nur unter Selbstbetrug möglich, noch an etwas anderes zu denken oder personelle Belange Dritter zu bedenken. Dabei kommt Harsches oder Barsches zum Vorschein, hin und an. Pardon. Es kann ruhig gelesen werden als temporäres Ignorieren der Zuschauer. Eine echte Liason  braucht Impetus, Schläue und Reizbarkeit, und wenn sie das hat, ignoriert sie die Außenwelt, wenn sie will.

Mehr aber noch: obwohl ich mich nicht auf die Gesetze der Logik verstehe, liebe ich sie. Auch wenn man das nicht merken sollte. Ich liebe Folgerichtigkeit. Nun ist genau diese eine Frage des Folgerungsrahmens, so wie jedes Muster auf dem Webstuhl nur konform eines Rahmens gedacht werden muss, um realisiert zu werden. Realisieren ist aber nicht unwichtig. Wenn die Rahmenbedingungen harmonieren, weil ihre Saiten gleich gestimmt sind, dann weben sich fruchtbare Waben. Sind die Saiten inkonkordant, wird der Geist Speicherplatz verlieren, weil er mit der postmodalen Angleichung zu kämpfen hat.

Nun kann es passieren, dass für Perioden und Äonenminuten, die Unterschiede über die Ähnlichkeiten triumphieren. Das sind Zeiten des Aufruhrs. In Zeiten des Friedens weht der gleiche Wind über die Saitenstimmen.

Und so bleibt uns Erdenbürger nur übrig, zu pusten.

*

Seit ich weiß, wie sich die Gedankenerde unter dem Pflug der gereimten Furchen emporräkelt, weiß ich auch, dass es kaum Sinnlicheres gibt, als  durch Bedeutungen zu robben, den Wortwitterungen nachzuscnuppern, sich gegenseitig Sinnkäfer rüberzuschubsen … ich kenne gelungene Kommunikation. In vivo.

Das ist es auch, was ich will. Und nur das, bei Licht besehen. Und, bin ich ehrlich, ich weiß nichts, was sonst angestrebt werden könnte, in diesem Leben.