beim „mandeleine“,

mandaline, mandalane – bild denke ich, es bildet gitter ab.

die begrenztheit der gitterstäbe, die wir an einem balkon mitberechnen, und die entgrenztheit der mandelinischen flüge, sie kommunizieren miteinander. sind reziprok. es ist ein icon für freiheit jenseits der stäbe. gatter. die streben sind nur konstrukt, oder schatten, mandeleine weiß das besser als jeder, der das liest. denke ich. weil sie das kann, das grenzen-überwinden.

 

und nun frage ich mich auch, ob ihr wissen ein anderes wäre, hätte sie je einen käfig erlebt.

ist wissen erst dann wirklich wissen, wenn wir in-form-iert genug sind, das gegenteil von etwas zu form-ulieren …, wenn wir gegensatzpaare bilden können …, wenn dialektisches denken sich entknäuelt? oder ist wissen

einfach tun?

 

da mandeleine sich mit dem tun etwas besser auskennt als wir, die wir vom grenzen – auflösen meist nur schwadronieren können, da sie also es hinbekommt, und wir nicht,  neigte ich eben zur rede vom wissen. aber das verhältnis bewusster prüfung zum unbewussten tun ist ungefähr so proportional, wie die gitterstäbe im bild zur weite dahinter. das wissen sind mir da dann die gitter und gatterschatten, das tun … die weite dahinter.

die weite dahinter.

 die weite dahinter.

 

ab sofort

nehme ich das erfundene verb „mandeln“ in mein vokabular.

„mandeln“ ist subjektgebunden, denn nur meisen „mandeln“, und auch nur meine, erstmal. die schar blaumeisen, die morgens die gehakten brösel aufpickt, davonfliegt, bleibt, tanzt und neuerdings trinkt. es ist übrigens entzückend, wie meisen trinken. so artig, so zierlich, so sparsam. minimalmandelines nenne ich sie, nachdem ich sie eine weile mandeldamen nannte. aber dafür sind sie zu verspielt.

 

mandeln ist also eine tätigkeit, die einen engen radius hat, eine momentaufnahme. im universum wird gegenwärtig nur an sehr wenigen  orten gemandelt werden oder worden sein, nämlich dort, wo andere menschen meisen füttern und das so, wie ich hier. also habe ich jetzt patent auf „mandeln“, issklaar.

 

was mich aber im grunde, am grunde der wasserschale, die seit gestern, ob der erhöhten temperaturen, auch noch auf dem fensterbrett steht, was mich  also mehr beschäftigt, ist, dass das bloggen auch eine momentaufnahme ist. jetzt, im augenblick und im moment poste ich etwas, was morgen schon so sehr an aktualität verloren hat, dass es vom nächsten post überblendet wird. ein blog liest sich rückwärts anders als vorwärts. mitlesende bekommen einen anderen einstieg als nachlesende.

wenn ich also hier am tag x+1 etwas erkläre, was ich am tag x schrieb, ist es widersinnig, wider dem zeitfluss. ich erkläre etwas, was noch nicht stattfand.

 

mandeln ist, sofern ich rechte darauf kaufe, ein signum für jenseits der zeitlichkeit. wenn ich mandeln als verb präge, mache ich die zeit zum zeugen des tages x, an dem der begriff angemeist wurde.

isklar?

mandeln ist diesseitiges pflücken und schnäbeln. solange gemandelt wird, hält die welt still und der fuß des shiva berührt den boden nicht. indem wir verben erfinden, erfinden wir tableaus. zu unbekannten dramaturgien.

„Was möchtest du

ins Internet stellen?“

 

fragen sie mich, jedes mal, wenn ich auf „neuer beitrag“ klicke.

im angebot stehen text, bild, video, link, zitat.

ich wähle text. ich vertraue immer noch darauf, dass text lesbar ist. dass er aus sich heraus spricht, also das kon- und intertextuelle denken noch erhalten ist, ohne beipackzettel. ohne bibliophile muster, skriptorien-schmaus und bunter tinte. ich vertraue auf die kraft aneinander gereihter silben und wörter. deshalb stanze ich das hier freihändig in weiß auf schwarz. mir erscheint das leichter zu lesen und es spottet der illusion, etwas, was  „schwarz auf weiß“  stünde, sei glaubwürdiger.                                                                              es ist einerlei, die zeit nagt genauso genüßlich an beiderlei layout.

 

wenn ich meinem angestammten forum eine wirklich inspirierende option zuerkennen will, dann sage ich: diese homepage -sache.

mir gefällt das format sehr gut, bild und text zueinander und ineinander zu verweben und farben neben graphemen aufleuchten zu lassen. es ist dies der erste schritt ins multimediale, icon und symbol zu vergesellschaften. es hieß mitunter „emblem“. (man sagt heute lieber „label“ dazu, weil alles finanzökonomisch gedeutet wird. aber „emblem“ ist reine kartographie, mit  integriertem navi, sofern man die software dazu installiert hat).

das hämmern von reinem text, ohne beigabe, wid allmählich zu einem curiosum. messages ohne icons … dienste, die bunte icons verkaufen, trarah, hattenwirschon … reine info, enthoben, isoliert, destilliert, keine geschmacksverstärker und flavours, nur der fonds. statt fertiggericht, nur essenz, ich hörte, in new age – hotels serviert man zu feiern „tomaten-essenz“, ne art exsudat aus pomodores, durchsichtig und schmackhaft. klingt, ehrlich gesagt, krampfig, großmannsküchenprotzenhaft, aber da ist was dran, was nur noch eingedampfte botschaft enthält.

 

deshalb gefällt mir das reine an diesem layout. ich wuchs noch mit lettern auf, die letter ist mein fetisch. sie ist gottgleich, weil unfassbar, uferlos und schöpferisch, und sie ist post-neutestamentarisch. polymorph, polyglott, polyamor und polytheistisch. die letter ist der muttermund. fährt der heilige geist der eingebung in die letter, gebiert sie worte. die, wie titanen, ihre bedeutungshorizonte an die immer nachkommenden olympioniken abgeben. na ja.

 

und darüber habe ich mir auch noch gedanken gemacht: ob ich wirklich nicht verstanden werden will, man hatte mich danach gefragt. nein, will ich nicht.

wobei diese frage nach etagen unterteilt werden sollte: im keller, souterrain, will ich das wohl, so wie es jeder grashüpfer will, jede monade. ich will resonanz, bin lebendig, ja.

aber verstanden im sinne von „gekauft“, „ratifiziert“, „akkreditiert“ …, nicht.  in der oberen etage also. was hier ent – steht ist kein mainstream. die instanzen, die mich „gut finden“ muss ich erstmal selbst „gut finden“. das ist hier kein examinierbares fach, sondern reine emanation, ausdruck von seelenpickeln und bewusstseinsplissées. wie alle äußerung, ob unmittelbar oder netzinduziert.  entlarvend, schmetterlingsflügelig, kokonett, aber unverhurt. ich buhle nicht um verständnis und nicht um applaus. was ich tue, muss ich tun.

 

manchmal träume ich von den tagen als ich schnorchelte. von der stille da unten, wo die gründler ihre kreise in den sand ziehen. von ihrer enthobenen welt, in der sonnenuhren lichter an die gründe richten und es kaum mehr zu hören gibt, als die schatten der lebenden.

in den tiefen der wasser wohnt die sagbarste stille.

gute nacht.

 

unter den binnenseelischen künsten

erscheint die, den eigenen vogel zu zähmen, als hohe herausforderung, nicht?

 

heute früh hatte ich ein fest vor augen.

erstmals waren die meisen vor meinem fenster, die sonst, wenn beim mahl gestört, sofort davonfliegen, nicht weggeblieben.

sie kehrten zurück, schwirrten von oben herab, flatterten eine runde an der dachrinne, erhoben sich und landeten nach einem wirbel wieder, an anderer stelle, mit anderen pirouetten, vier, fünf mal hintereinander. immer neu sich gruppierend. 

flinke, blaue, tuschefedrige leibchen, fluffig im flug und zartest in der landung, schriftzeichen in die lüfte malend, klecksend treffsicher und von erhabenem zaudern, ein ballett-ensemble, eine gang, ein flashmob.

und ich steh da, mit offenen armen und augen und sehe mir die kleinen flugkünstler und trapezartisten an,  die kaskadeure, wie sie mich mit schleiern aus seidenfeinen liniennetzen einhüllen, ihre tiefe helligkeit über mich ergießend, wie sie mich betanzen,

und kann es nicht fassen, teil des mirakels zu sein.

 

*

 

 

 

 

 

 

doppeltes nicken

an dieser stelle vermerke ich im hinblick auf ein denkbares später, dass die texte,

die ich unten mit  >mm< versehe, auch in einem anderen forum erscheinen.

die, die unten nur oder auch >ll< stehen haben, sind nur ausdrücklich gezeichnet, also via unterschrift betont.

die, unter denen nichts steht, tragen nur  keinen imprint, stehen aber unter derselben autorenschaft.

 

*

 

das kognitive echo des jetzt, würde es hörbar, es hätte massive konsequenzen für unsere tatenlust. ob lähmend oder beschleunigend, sei die variable.

in dauertrance des gewahrseins verharren aber auch.
so bleibt nur übrig die einzelnen sich abspulenden augenblicke so wachsam wie möglich mitzublinzeln, auf dem grat zwischen hier und dort balancierend.
während in bereinigten jetzt-philosophien, im zen etwa, eher das diesseitig inkonstante isoliert wird, bieten die mit dem jenseits laborierenden religionen einen ausweg in eine prospektive konstante ewigkeit.

so, wie ich ihn hier schrieb, wird dieser text kein zweites mal entstehen. nicht heute, nicht an diesem tisch, nicht in diesem forum. daher verabschiede ich ihn.

 

mm-ll

 

an – genommen,

man will sich ein dingens, ein badezimmermöbelstück, eine schubladenkommode kaufen, robust und langlebig und leichtgängig, und man blättert hierzu in den beilagenblättern der tageszeitung, also im aktuellen werbeangebot.

dann findet man ja allerhand, sogar brauchbares, feines, entsprechendes. der sicht nach ohnehin. haptisch noch unbeurteilt, bieten sich die dinge nach optik und maß an und könnten gefallen.

mit gefallen sie so gut wie nie. und nach befühlen, laden aus- und einfahren, daran schütteln und schieben, erst recht nicht,

weil die, die nach meinem budget sind, spätestens beim taktilen date sich als fake entpuppen. da eiern klapprige hohlorgane an die wände runzligen gewebes, spreisel, kantenhölzchen und wackelboden taumeln endzeitig in labilen schneisen und wenn das ding zu ist, bekommt  man es nur durch rempeln wieder frei.

solche dinger habe ich jetzt mehrfach angerüttelt, in letzter zeit. ich dachte, was neues, ungebrauchtes soll her.

 

aber ich kam vom gedanken ab, so wie ich in letzter zeit überhaupt vom gedanken abkomme, dafür zu bezahlen, dass ich zuhause sondermüll aufstelle, der kein einziges katzenleben durchhält und nicht auf allen vieren fallen kann, sonst birst es.

ich will nicht täglich daran erinnert werden, dass ich für lau ein objekt kaufte, das spätestens in fünfzehn  jahren kaputt und irreparabel ist und das dann die nachkommenden erdlinge für mich sauerstoffzehrend verbrennen müssen. ich lass das stehen, dachte ich mir.

 

(im übrigen, mit den neuen funktionsflächen, oder wie die heutigen lümmelsofas heißen, diese opulenten therapieliegen, die das synchrone display-fingern einer vierköpfigen family samt senner beim werbeklickfernsehen beerbergen müssen: mit denen geht es mir genauso. ich denke dann, gut, man hat also sechshundert kilo vielfältigen einstigen abfalls in der wohnung, den man nun ein paar jahre vollmilben kann, eh er zu rauch entsteigt. ein räucherstäbchen ist es nicht.)

 

dann entdeckte ich  im keller eine schubladenkommode. anfang der achtziger gebaut, zu einem damals mittelwertig preisgünstigen schlafzimmerkomplex gehörend. in … ja, hart, aber wahr: in beige und braun. nun ist es so, beige und braun stehen bei mir einzeln nicht ganz, als kombination aber sicher auf dem index. da hab ick een trauma.  optisch ist der artikel also ein no go. aber ich locke die schubladen heraus, und siehe da, sie schlittern souverän in die tiefe und bei ankitzeln wieder hervor, angenehm solide geführt, geräuscharm und weich.

hm.

da denke ich, ich nehm das und lackiere es. in weiß und schwarz oder schwarz und weiß und dazu vielleicht bunt. mit einer mosaik imitierenden deko aus lacksprenkeln, oder einer grünen liane oder strasssteinironisch oder wieauchimmer. ich rette also den funktionalen kern aus dem unzulässigen ästhetischen knast und entlasse ihn als heiltätoviert in eine höhere wirklichkeit. ich transzendiere ihn, nutzend und lobsingend.

und

ich entziehe mich dem wirbel treibsandenen konsums, wähle die option des verzichts und als belohnung gibt es die paar tage fun, wenn ich das lackiere und bemale.

wird dokumentiert.

ich bin davon überzeugt, dass upcycling die einzige tragfähige antwort auf die gegenwart ist.

wir haben keine ressourcen mehr, nur noch die medien.

ll

studio-technisch,

akustisch, dürfte es kaum unterschiede geben zwischen der graphisch dargestellten hüllkurve einer einlaufenden badewanne

und  der einer sickernden quelle. aus dem fels heraus.

gut, der hintergrundsound ist ein anderer, echo auch, aber die einzelnen lesbaren chiffres dürften ähnlich sein. (ja, an der stelle müsste ich mir vom fachmann fachrat zum fachjargon holen; oder wikisieren. aber eben mag ich nicht.)

der hauptunterschied dürfte in der lesbarkeit liegen. eine badewanne, die vollläuft, ist immanent. zweifelsfrei wird man aufstehen und sie stumm machen, es sei denn, man mag (nächtlichen) eimer-lappen-kummer.

eine quelle wird man laufen lassen. sie wird nicht das bedürfnis erwecken, aufzustehen um sie schalldicht zu machen, es sei denn, man ist schlafgestörter eimer-lappen-kümmerer, pardon, wenn sich das tendentiös anhört. bei halbwegs gegebener rückkoppelnder initial-intelligenz, also kopulierenden neu-neuronen mit den limbischen, alten, also, … (ich frage mich oft, ob ich mich anderen erkläre oder mir, mich selbst) … bei fluffigem verkehr zwischen altem ich und neuem, beim m o d e r ( n i s i e ) r e n , da wird die unendlichkeit der quelle gegenüber der akuten endlichkeit der badewanne meilenweit das ziel fließen übertreffen. fließen, a posteriori, mit stöpsel, oder a priori,  perpetuiert, entgrenzt.

 

der faktor zeit macht die ursuppe salzhaft.

hab das wasser abgedreht. mag der stöpsel tun, wonach ihm ist.

badewannenwasser haben endlichkeit und daher immanenz. quellen haben transzendenz.

meingott, manchmal frage ich mich, warum ich das so deutlich sagen will.

gehirn, wie körper,

schaltzentrale, wie austragungsort, speichern muster. bekannte muster werden bevorzugt, vermutlich eine sache der kabellängen der synapsenketten.

das erklärt, warum wir uns in im grunde unguten postionen, etwa rundrückgratig, brustverengt, sichtschmal und korksig hinsetzen und auch so bleiben. und unser körper irgendwann auch so bleibt. und warum wir uns in unguten seelenlagen gefallen, die dann auch chronifizieren.

lasche zügel, ob nun als laxe sehnenzüge oder als spannungslose seelenhaltung, sind energiearm. wir wählen sie wohl aus bequemlichkeit oder bittesehr ökonomiehalber. aber sie verfestigen sich, fräsen sich ein, schneisen sich durch fleisch und gedächtnis, zurren die gelenke fest und ankylosieren die mentalen artikulationen.

und wenn wir dann erwachen, hinter den dornenhecken unserer fixierungen, wird das neu-beackern der brachen felder zu einem schmerz. wir reißen die strippen an und dehnen, brechen die lötstellen der matrices auf und befeuern die energie-turbinen. am anfang verbrennt alles unvollständig, eh die öfen der mitochondrien wieder richtig heiß laufen. und eh sich neue, kleine, saftige triebe bilden, die zu neuen, saftigen bahnen bündeln.