eine box, ne schwarze, da packt man
alles rein.
und schreibt drauf: „once in a lifetime“.
darin sind dann alle die zettel, die man sammelte. bahntickets, notizen, eintrittskarten, hotelbuchungen, automatenhaftes, selbstläufer, vordringliches, gestempeltes, besagtes, angerissenes, abgerissenes,
umrisse. einkaufsbons – pleitegegangener märkte, verpackungslaschen erloschener firmen, briefköpfe
eingestampfter transaktionen.
rechnungen, die einen was kosteten.
kundenkarten … papierne, vordigitale rechtecke, die mitgliedschaften bezeugen, für die es längst keine gliederkette mehr gibt. dankesbekundungen,
briefkasteneinwürfe vorbeigekommener,
sticker, die auf vergessenen versandumschläge klebten,
zelle für zelle.
und die kiste ist das gewebe.
und wenn man nun ein buch machte, groß, wie ein bibliothekskatalog anno dazumal, mit ausladenden flügeln, umschlagend beim umblättern wie die gefiederten arme eines archäopterix,
wenn man nun all die dinge einklebte, die man in der kiste aufbewahrte, nach einem wieder neuen muster und neuer räson,
so dass beim umblättern eine je neue seite ein je neues blickfeld darstellte,
einen ausschnitt, nicht unbedingt chronologisch sortiert, sondern nach motiven,
etwa dem:
„als ich entdeckte, dass ich beim reisen mutig sein kann“
„als ich mich vollständig zu fühlen begann“
„als ich mich im raum bewegte“
„als ich die prüfung bestand“
…
dann hätte man das buch des lebens. eines davon.
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und so verhält es sich mit den schriften des lebens: sie befinden sich codiert, hineinreagiert in die intraneuronalen datenspalten, transmittierend, aber
ohne bezüge stumm verbleibend,
so dass wir nicht viel mehr von uns selbst wahrnehmen, als das geräusch der umgebätterten seiten und wir sehen nur die eingeklebten objekte. digital.
analog wird es dann wieder, wenn wir über den schlüssel, die chiffre verfügen.
vermittelte kommunikation ist nur insoweit nenneswert gelungen, wenn ein teil des codes mitgeliefert wird. deshalb verstehen wir manchmal unsere eigenen tagebucheintragungen nicht mehr, im nachhinein. weil wir den schlüssel verloren haben. und ihn unter der straßenlaterne suchen, nicht weil wir meinen, ihn dort verloren zu haben, sondern weil wir nur dort licht haben.
ja, das ist ein alter witz.
aber er ist einer der tiefgängisten, die ich je hörte.
suchen ist ein akt der erkenntnis, ein licht-blick, so wie der griechische gott apollon für das sonnenlicht steht, das sehende auge, den scharfblick des schützen (siehe hierzu mircea eliade) … finden ist ein akt, den auch dunkelheit ermöglicht. wir finden zufällig, aus dem blinden fleck heraus.
und so bilden wir dann organe. ganze dateien werden zu neuen partituren verklebt und unser wirklichkeitsmuster manifestiert dann diese eine räson. diese eine frage, die wir zu dem zeitpunkt x stellten.
„funktion von“
ist organ.
( während gewebe nur „funktion“ ist ).
das individuum wird also gebildet aus einzelnen skripten. ihm selbst unbekannt bleibender aggregate, die nach ihrer eigenen drehleier musizieren, nach ihrer eigenen lochkarte sich abspulen.. das individuum ist ein bündel an bündeln, ein system, das im großen ganzen nichts davon mitbekommt.
wunder, nicht, dass man zur nächtlichen zeit noch ein paar silben aneinander gereiht bekommt.
gute nacht, welt.
gute nacht, leuchtkäfers.
summsumm